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Gesundheitsforum am 7. November: Vom richtigen Umgang mit Ängsten und Krisen

Anfang November organisiert PizolCare – das Gesundheitsnetz der Region Werdenberg-Sarganserland – die 23. Ausgabe ihres Gesundheitsforms zum Thema «Umgang mit Ängsten und Krisen». Joachim Leupold, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Moderator des Anlasses, erklärt im Interview, weshalb die Auseinandersetzung mit diesem Thema wichtig ist und was das Publikum am 7. November im bzbs Sargans (Eintritt frei) erwartet.

Das nächste Gesundheitsforum vom 7. November findet zum Thema «Umgang mit Ängsten und Krisen» statt. Wieso hat sich PizolCare für dieses Thema entschieden?

Im Patientenbeirat der PizolCare wurde festgestellt, dass sich sehr viele Menschen – gerade auch jüngere bzw. Menschen im jungen Erwachsenenalter – mit psychischen Problemen in den Praxen, Kliniken und Beratungsstellen melden. Die Taggeldversicherungen erhöhen die Prämien mit Verweis darauf, dass es zunehmend Krankschreibungen wegen psychischer Probleme gäbe. Vorgesetzte sind massiv gefordert, weil ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wegen psychischer Probleme – häufig werden Ängste genannt – nicht bei der Arbeit erscheinen. Was ist los? Haben die Jüngeren keinen Biss mehr? Sind die Menschen dünnhäutiger, weniger belastbar geworden? Oder werden psychische Probleme vorgeschoben, um nicht arbeiten zu müssen? Wir wollen, vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen in unserem eigenen Land und den grossen Krisen auf unserer Welt, die eben auch uns alle irgendwie – und vielleicht eben auch seelisch – direkt betreffen, die Sachlage aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Aus welchen Perspektiven wird das Thema beleuchtet?

Wir haben sehr interessante Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die tagtäglich mit diesen Fragen konfrontiert werden, und uns sicher viel zu dem Thema aus ihrer jeweiligen Sicht berichten können:

Sabina Mannhart als Sozialarbeiterin bei der Kinder- und Jugendhilfe, Renata Bleichenbacher, die selbst einmal betroffen war und inzwischen als Peer bei den St.Gallischen Psychiatriebetrieben arbeitet. Edith Kohler kann sich gleich aus drei Perspektiven einbringen – als Familienfrau, als Unternehmerin mit Fokus auf Beratung von Firmen und als Politikerin. Gilles Schmid-Heeb kann als Psychotherapeut mit besonderer Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen den Blickwinkel des Therapeuten darstellen, und Dr. Carmen Müntener bringt ihre Erfahrung ein als Hausärztin, die sicher ebenfalls tagtäglich mit Betroffenen in ihrer Praxis zu tun hat. Mit Erich Scheibli ist auch ein Vertreter des Versicherungswesens – und speziell des Care-Managements der Taggeldversicherung der SWICA – mit dabei. Und last but not least: Michael Walser kennt den Arbeitgeber- und Vorgesetzten-Blickwinkel als Betriebsleiter und Lehrlingsausbildner bei Seez Mechanik.

Nehmen Ängste in der Bevölkerung in den letzten Jahren eher zu oder ab? Gibt es da Unterschiede je nach Generation?

Psychische Erkrankungen scheinen zuzunehmen: Konkret heisst das bei uns in der Region, dass wir inzwischen immer länger werdende Wartelisten in den therapeutischen Praxen und bei den Psychiatern und Psychiaterinnen haben. Die Taggeldversicherungen passen ihre Prämien nach oben an, da es einen Zuwachs der Krankgeschriebenen wegen psychischer Erkrankungen gibt. Und ja: Epidemiologische Zahlen zeigen eindeutig, dass gerade junge Menschen, Jugendliche und junge Erwachsene – und hierbei offenbar vor allem junge Frauen – besonders häufig betroffen sind. 

Wie begegnet man den Ängsten therapeutisch?

Für spezifische Ängste gibt es u.a. zielgerichtete verhaltenstherapeutische Ansätze. Ganz generell geht es immer um Stressmanagement. Bei Existenz- und Zukunftsängsten ist ganzheitlicher zu arbeiten, Psychotherapie im eigentlichen Sinn. Auch können traumatische Erlebnisse in der Kindheit und Jugend eine Rolle bei Angststörungen spielen, die wiederum gezielt bearbeitet werden müssen. Ich hoffe, dass wir auf dem Podium genau diese Frage schön herausarbeiten können.

Weshalb ist die Auseinandersetzung mit (den eigenen) Ängsten wichtig?

Ängste hat jeder Mensch. Sie haben ja eigentlich eine Schutzfunktion, um unser Leben und unsere Gesundheit, oder auch unsere soziale Integrität zu schützen. Ängste können aber auch überborden, zu stark anfluten, und uns dadurch in eine unnötige Vermeidungsstrategie führen. Dies gilt es zu durchschauen und dem entgegenzuwirken. Ängste stehen häufig auch «vor» anderen Gefühlen, die dadurch «verborgen» bleiben: Wut, Trauer, Ratlosigkeit, etc. Diese gilt es zu verstehen, sich selbst zu verstehen, um sich dann wieder orientieren zu können und zielgerichtet weiterzumachen.

Was dürfen die Teilnehmenden am diesjährigen Gesundheitsforum erwarten? Warum sollte man unbedingt dabei sein?

Vieles habe ich in den anderen Antworten auf Ihre Fragen wahrscheinlich schon angedeutet. Ich hoffe auf eine lebhafte Diskussion, die einerseits die Komplexität der Problematik, gerade auch für die jungen Menschen unter uns, hervorhebt, und andererseits Wissen vermittelt, aber hoffentlich auch Mut macht!


» Einladung Gesundheitsforum 2023 (PDF)